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Kassandra

Kassandra


Ruhig und still lag die Lichtung da. Fröhlich lächelte die Sonne auf die Welt herab, jedem wohlgesonnen, der es wagte, sich in die brütende Hitze zu begeben, an der sie nicht ganz unschuldig war. Die kleinen Wölkchen am Himmel trübten ihre gute Laune nicht, im Gegenteil, es bereitete ihr eine ungemeine Freude, zu beobachten, wie die weißen Wattebällchen sich vergeblich abmühten, ihre in dem Moment nicht vorhandene Macht über den Himmel zu entfalten. Mit Genugtuung betrachtete die Sonne die ihr entgegengereckten Blüten, die ihr eine farbenprächtige Vielfalt darboten. Ja, dies war ein Tag mit Zufriedenheit nur so angefüllt, dass er bald aus allen Nähten zu platzen drohte... Gerade wollte die Sonne fröhlich anfangen, zu pfeifen, doch dann besann sie sich darauf, dass es ihr verboten war. Was würden die Erdenbewohner denken, wenn sie auf einmal von allen Seiten ein Pfeifen umgeben würde? Nicht, dass es nicht schön gewesen wäre, allerdings musste sie sich in diesem Punkt zurückhalten. Aus Rücksicht auf diese aufgeblasenen Wissenschaftler, die sich etwas darauf einbildeten, angeblich vieles über die Erde zu wissen und in Wirklichkeit doch immer nur das Falsche erzählten. Doch an diesem Tag konnte die Sonne nicht darüber lamentieren, dafür war er viel zu perfekt. Jawohl, perfekt. Genüsslich schickte sie einen schön warmen Strahl zu eben der Lichtung, auf die sie im Moment herabblickte. Doch kurz darauf schrak sie schon zusammen, denn von unten schrie irgendjemand "HEY! WILLST DU UNS GRILLEN ODER WAS?" Misstrauisch linste die Sonne herunter, konnte aber niemanden ausmachen. Hätte sie doch nur ihre Brille, doch die war leider verglüht... Also dosierte sie seufzend den Strahl auf die Hälfte und murmelte mehr zu sich selbst "Sonst noch was?" Sie zuckte erneut zusammen, als sich eine andere Stimme meldete. "Sonne, SCHWEIG!" Sie schoß verärgert einen glühenden Strahl zu der Lichtung, denn wegen diesem Vollidioten dort unten hatte sie nun Ärger mit IHM bekommen... Mit IHM, dem allmächtigen Herrscher über das Weltall. Sie grummelte noch einmal und reduzierte ihre gesamte Strahlenkraft aus Frust ein wenig, womit sie den Wölkchen endlich eine Chance gab, sich vor sie zu schieben.

Unten auf der Erde freute sich ein Lebewesen mit den Wattebällchen, denn es musste ohnehin schon mehr als genug schuften und die Sonne hatte ihm da nur noch das Leben schwerer gemacht. Dieses Lebewesen war eben jenes, wegen dem die Sonne den Ärger mit IHM bekommen hatte. Und es freute sich darüber, denn es konnte die Sonne bis auf den Tod nicht ausstehen. Genau deswegen war es auch jedesmal dazu verurteilt, daheim zu bleiben. Ansich nichts Schlimmes, hätte es die Füße hochlegen können. Doch so musste es immer arbeiten, arbeiten, arbeiten. Nicht, dass seine Kameradinnen es nicht auch gemacht hatten, doch die Arbeit, die es verrichten musste, war doch viel schwerer. Und da kam eine Sonne immer gerade recht, um Frust abzubauen... Nun fühlte sich das kleine Ding gleich viel besser und betrachtete sich stolz in der eben polierten Waben-Außenwand.
"Gestatten - Kassandra." Die Biene setzte ihr allerliebstes Lächeln auf und ahmte dann eine tiefe Stimme nach "Ah, Kassandra. Ich habe schon viel von Euch gehört." Erst, als sie ein leises Kichern aus einer Ecke vernahm, bemerkte sie, dass man sie beobachtet hatte. Wütend krallte sie sich ihren Besen und säuberte die Waben weiter, schwang den Besen dabei richtig, ihren Zorn und ihre überschüssige Energie darin verkörpernd. Unwillkürlich meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf, die etwas von "Du hast zu viel Energie - FEGEN!" verkündete, doch sie verscheuchte sie nur verärgert und summte zu der nächsten Wabe. Ihrer Wabe. Hier drinnen war sie aufgewachsen... Hier drinnen war sie zu dem geworden, was sie nun war - einer Arbeiterin. Hmpf. Wie blöd. Wäre sie doch nur in eine der Weiselwiegen gelegt worden, dann hätte sie Unmengen von Untertanen um sich herum und würde den ganzen Tag nichts anderes tun als Eier legen... Was für ein Paradies das doch wäre! Mitterweile war sie am Ende der Waben angekommen und musste nichts mehr putzen. Die Waben glänzten so wie polierter Chrom - bis auf die eine dort... "Was zum -" entfuhr es Kassandra und wütend packte sie erneut ihr Arbeitsmaterial, summte zu der Wabe und polierte diese auch noch einmal. Irgendjemand hatte sich frecherweise erlaubt, die Wabe wieder zu verschmutzen... Oder hatte sie sie doch nur vergessen? Nunja. Nun war sie endlich fertig mit der Putzarbeit und durfte sich gnädigerweise mit der nächsten Wabenwand befassen, in dem so viele Bienen heranwuchsen... Seufzend stellte sie sich vor die Waben und betrachtete sie. Hunderte waren es. Bestimmt. Naja, vielleicht doch nicht... Sie als einfache Arbeiterin hatte nie Zählen gelernt. Aber was tat das zur Sache, Fakt war, dass sie, die bemitleidenswerte Arbeiterin, nun alle Babys in den Waben füttern sollte. Wirklich... alle. Und das war nun wirklich ziemlich viel Arbeit. Als ob das Säubern nicht schon genug Arbeit gewesen wäre - nein, nun musste sie auch noch Babybrei verteilen. Und geduldig warten, bis jedes kleine Bienchen etwas gegessen hatte. Das war entschieden zu viel, aber sie musste es trotzdem tun, ansonsten würde sie Ärger mit ihrem Volk bekommen und vielleicht sogar - Nein, sie durfte nicht daran denken. Dann müsste sie ja nach draußen - unmöglich! Lieber den ganzen Tag schuften als draußen in der von ihr so innig geliebten Sonne herumzuschwirren.
Kassandra machte sich auf den Weg, den Brei zu holen, mit dem sie täglich den Nachwuchs fütterte. Es war eine einfache Masse, nur das Futter, mit dem der Nachwuchs in den Weiselwiegen gefüttert wurde, musste extra zubereitet werden. Also schnappte sich die Arbeiterin den regulären Brei und flog zu der ersten Wabe oben links, um mit dem Füttern zu beginnen. Sie musste sich beeilen, bald würden ihre Kameradinnen zurückkehren und wenn sie dann nicht fertig war, konnte es übel für sie werden.
Allerdings schienen die Kleinen ihre Geduld heute wieder einmal auf die Probe stellen zu wollen, denn sie ließen sich Zeit beim Fressen - teilweise musste Kassandra sie sogar erst aufwecken, bevor sie sie füttern konnte. Und das war nun wirklich schwierig, denn die Wabenwände waren schalldicht. Jawohl, schalldicht. Sie musste dagegenschlagen und hoffen, dass die Kleinen durch das Hin- und Herschwingen der Wände aufwachten. Und meistens taten sie es eben nicht. Oft genug hatte sie diese Arbeit verwünscht, überlegt, ob es vielleicht doch besser war, in der Sonne herumzuschwirren. Sollte sich doch ein anderer um diese verzogenen Bälger kümmern - sie hasste es. Doch der Strahl, den die Sonne heute hinuntergeschickt hatte, hatte sie endgültig überzeugt, dass es ratsamer wäre, hier weiterzumachen.
Kassandra war noch nicht einmal bei der Hälfte der Waben angekommen, als ihre Kameradinnen zurückkehrten. Da war wohl etwas schief gegangen... Schnell versteckte sie den Brei und summte zu den anderen hinunter, hoffte, dass diese nicht bemerken würden, dass sie eigentlich noch gar nicht fertig war. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, denn kaum war sie in den Eingangsbereich gekommen, da empfing sie auch schon ein ewiges Gesumme, das ihr einfach nur auf die Nerven ging. Oft schon hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, ob es vielleicht etwas gibt, was das abstellen könnte, doch nie war sie zu einer Lösung gekommen. Und kurz darauf hatte man sie auch schon entdeckt. "Kassandra!" schallte es von überall her, übertrieben, wenn man sie fragte - doch so lief es immer ab. Die Vorsteherin der Arbeiterinnen kam zu ihr geflogen "Na, bist du fertig?" Unbehaglich blickte Kassandra sich um und sah die fragenden Blicke aller auf dich ruhen. Erwartungsvoll. Sie wusste genau, von ihr wurde immernoch erwartet, dass sie alle Aufgaben an einem Tag schaffen könnte. Doch sie konnte es einfach nicht, sie musste alle jeden Tag aufs Neue enttäuschen. Bedröppelt schaute sie zu Boden und deutete nur ein Kopfschütteln an, doch die anderen wussten sofort Bescheid. Und sie auch. Nun durfte sie sich nämlich um die Ausbeute der heutigen Sammelaktion kümmern, eigentlich wie jeden Abend - und die Kleinen musste sie auch noch zuende füttern. Unmöglich, was man immer wieder von ihr erwartete...
Die anderen freuten sich darüber, natürlich. Denn nun durften sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen - ihrer überaus spannenden Lieblingsbeschäftigung: Der Königin beim Eierlegen zuzusehen. Kassandra hatte noch nie zusehen dürfen, doch aus den Erzählungen der anderen konnte sie immer nur heraushören, dass es wohl ein außergewöhnlich spannendes Schauspiel sein musste. Und sie durfte nie dabei sein, weil sie nie fertig wurde. Das war doch einfach nur ungerecht...
Seufzend flog sie zurück an die Arbeit, während die anderen sich aufgeregt surrend zu der Königin begaben. Nun musste Kassandra sich wenigstens nicht mehr beeilen, es würde ihr so oder so verboten sein, noch zuzuschauen - da konnte sie genausogut trödeln. Und das tat sie auch. Nach jedem gefütterten Balg naschte sie Fruchtsaft - so wie jeden Tag, wenn sie mal wieder nicht fertiggeworden war. Vielleicht war sie deswegen pummeliger als die anderen Bienen? Vielleicht schaffte sie es ja deswegen nicht, schneller zu arbeiten? Weil sich dann der angefressene Speck bemerkbar machte? Selbst wenn, es war ihr egal. Auf ihr tägliches Ritual verzichtete sie nicht. Niemals. Warum auch?
Nach schier unendlich langer Zeit war sie fertig. Endlich. Nunja, eigentlich war sie nicht fertig. Nur fertig mit dem Füttern. Und noch nicht einmal damit war sie wirklich fertig, denn sie musste noch den Nachwuchs in den Weiselwiegen füttern. Und dafür musste sie einen anderen Brei holen... Was für eine Trauer. Seufzend machte sie sich also auf dem Weg zu der Kammer, in der immer der Brei gelagert wurde. Während sie ihren Gedanken nachhing, wäre sie beinahe gegen die Wand geflogen - eine verhängnisvolle Unachtsamkeit. Denn so musste sie eine scharfe Rechtskurve fliegen und landete einen ihr unbekannten Winkel, in dem ein komisches Gebilde lag. Es sah beinahe aus wie ein - Laufrad? Misstrauisch beäugte sie das Teil und hob es verwundert hoch, drehte und wendete es, doch hinter den Sinn dieses Dinges konnte sie nicht kommen. Und eigentlich war es ihr auch egal, denn sie musste wieder zurück an die Arbeit. Nein, es war ihr nicht egal, allerdings wollte sie endlich fertig werden, damit sie pünktlich schlafen konnte...  Sie surrte also wieder weiter und befand sich auch kurz darauf in der Vorratskammer.
Seufzend suchte sie sich das Material zusammen, das sie für das Futter der zukünftigen Königin brauchte, und zerstampfte es sorgfältig in einer kleinen Schüssel. Dazu mischte sie noch etwas Honig, denn es hatte sich bewiesen, dass die angehenden Königinnen sich so besser entwickelten... Und außerdem konnte sie, Kassandra, so auch etwas davon naschen. Das hob ihre Laune ein wenig, und so verließ sie wenig später summend die Vorratskammer - auf dem Weg zu ihrer letzten Station beim Füttern. Doch als sie dort ankam, traute sie ihren Augen kaum: Da schlüpfte gerade eine Biene! Verwundert runzelte sie ihre Stirn, so etwas hatte sie leider noch nie beobachten können, denn dann hatte sie immer noch die anderen Waben geputzt. Umso erstaunlicher erschien ihr nun das Schauspiel, denn diese Biene zwängte sich durch einen schier unglaublich engen Schlitz in der Wabe. Und beinahe entlockte ihr diese Situation ein Lächeln, hatte sie doch so etwas wie eine Zuneigung zu den kleinen Bälgern entwickelt - auch wenn sie unglaublich nervig waren. Lächelnd ließ sie sich nieder und betrachtete die frisch geschlüpfte Biene, die gerade ihre Rivalinnen durch einen Stich umbrachte. Prächtig war sie gewachsen - Oh ja! Sie würde eine prima Königin abgeben. Ganz in Gedanken versunken, wie Kassandra es war, bemerkte sie nicht, dass die eben geschlüpfte Königin sich zu ihr bewegte und zu fragen ansetzte. "Verzeihung, kann ich vielleicht eine Landkarte haben? Ich kenne mich hier nicht so gut aus..." Die andere fuhr erschrocken zusammen "Huch!" Zerstreut blickte sie zu der Königin und meinte "Ja... eh... Moment... Ich... gleich..." Sie durchwühlte ihre Taschen und zog dann strahlend eine zerknitterte Landkarte heraus. "Hier, bitteschön. Und einen guten Flug!" Die Königin schenkte ihr ein Lächeln und machte sich dann startbereit. "Ich danke Euch vielmals. Ich werde an Euch denken, wenn ich zurückkehre." Dann war sie auch schon weg. Futsch. Entflogen.
Kassandra lief ihr noch hinterher, hinaus bis zum Ausgang, wo eine Wache sie gleich wieder reindrängte. "Es ist nicht mehr gestattet, den Bau zu verlassen!" "Jaja", gab Kassandra nur zur Antwort und schrie dann "Guten Flug!", bevor sie wieder im Inneren des Baus verschwand, um weiterzuarbeiten. Sie ließ alles noch einmal Revue passieren, heute war doch irgendwie ein schöner Tag geworden. Und immer wieder tauchte ein Bild in ihrem Kopf auf, ein Bild, auf dem die Königin herumflog, die Landkarte in der Hand, allerdings verkehrt herum...
Irgendwann  
  Ich sollte das News-Feld mal öfter aktualisieren.  
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